Vertragsarbeiter*innen in der DDR: „Heute können sie keine Kinder mehr kriegen, weil sie kaputt sind“ | ze.tt

Isolation, rassistische Gewalt, Zwang zum Schwangerschaftsabbruch − ich habe Geschichten der vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen in Ostberlin aufgeschrieben.

Im April 1987 landete eines der Flugzeuge, das seit den 1970er Jahren Vertragsarbeiter*innen aus Vietnam in die DDR brachte, am Flughafen Schönefeld. Thu Fandrich, geborene Nguyen Thi Hong, damals 18 Jahre alt, saß darin. Mehr als 8.300 Kilometer entfernt hatte sie in Hanoi ihre Familie zurückgelassen. Die DDR kannte sie zwar aus dem Fernsehen, doch was hieß das schon? Sie wusste nicht, wo sie war und wo es hingehen sollte. Keine*r der Frauen und Männer wusste, dass sie in Bussen quer durch die DDR transportiert werden sollten, in Städte, von denen sie zuvor nie gehört hatten. Mitentscheiden durften sie sowieso nicht. Die meisten Spinnereien und Webereien waren im Süden: Sachsen und Thüringen. Bei Magdeburg wurden Vertragsarbeiter für den Kohlebergbau eingesetzt. Die meisten Nähereien waren in Berlin. Hier wurde Thu gebraucht. Hier lesen.